ZEBE V. 1935
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WEITERES VOM SCHLANGENADLER Von VIKTOR ZEBE Schon Anfang April kamen die Schlangenadler zurück, als ob sie geahnt hätten, daß der Sommer 1934 mit seiner Tropenwärme und Steppendürre ihrer Brut günstiger sein würde denn je. Als ich am 6. April einmal Nachschau hielt, weniger in wirklicher Erwartung als aus Neugier, fand ich an der Lichtung, wo der Horst des Vorjahres stand, die ersten frischen Mauserfedern. Sie waren also stracks zum alten Brutplatz zurückgekehrt. Schon um Mitte April setzte sommerliche Wärme ein. Ungewöhnlich reich flogen die bunten Frühlingsfalter; noch waren die Bergfinken nicht davon, da gurgelten und spotteten balzende Eichelhäher in allen Tonarten, die Nachtigall schlug, Ortolan und Trauerfliegenfänger erschienen um mehr als eine Woche verfrüht. In diesen Tagen hatte ich die erste Begegnung mit den Adlern. Es war am 16. April. An ihrem Lieblingsplatze geht einer vor mir vom Erdboden hoch, schraubt sich empor, schon ist ein zweiter da — und da ziehen sie wieder vor mir rufend und spielend ihre wundervollen Kreise zugleich mit einem Bussardpaar, das der sommerliche Frühling gleichfalls zu Spiel und Balz erregt. , Wie im Vorjahre höre ich verschiedene Rufe: das volle wohltönende i-loa des einen, das langgezogene Jaulen des andern. Der erste zeigt wieder die altbekannte Lücke in der rechten Schwanzhälfte; es war offenbar dasselbe Männchen, dessen Mauser wieder an der gleichen Stelle des Gefieders begann. Dieses Merkmal, das sofortige Aufsuchen des altgewohnten Horstplatzes, die Stimmen und das weitere Benehmen am Horst machen es im höchsten Grade wahrscheinlich, daß das Paar mit dem von 1933 identisch war. Nachdem sie hinter den Bäumen verschwunden sind, sitze ich an, um noch mehr von ihnen zu erhaschen. Um 11,50 Uhr kehren sie zurück. Das Männchen trägt eine große Schlange; ihr Kopf steckt im Schnabel, das Schwanzende hängt lang herab. Ein Bussard stößt nach ihm. Der Adler überschlägt sich seitlich in der Abwehr. Dann entzieht die dichte Mauer der Bäume die Vögel der Sicht. Der Bussard erscheint nach 2810 Minuten wieder und baumt in einer Fichte auf. Da ertönt das bekannte fit-joa, das Männchen kommt ohne Schlange zurück, ganz niedrig, fast neugierig, als ob es mich mustern will, geht langsam kreisend in größte Höhe und entschwindet schließlich in der Richtung, aus der es die Schlange brachte. Aehnlich ging es nun den April hindurch. In der Regel waren die Schlangenadler zu zweien, riefen, spielten, kreisten. Es ging der Brut entgegen. Daß der alte Horst diesmal nicht angenommen würde, war mir bald klar. Bis in seine Nähe war ein großer Schlag geführt, und tagsüber gab es viel Unruhe von der Holzabfuhr, Säuberung der Kahlfläche und der Neupflanzung. Inzwischen zeugte auch kein neues Federchen mehr, daß der alte Horstplatz noch öfter von ihnen aufgesucht worden wäre. Sie verzogen sich mehr nach einem fast .1 Kilometer abliegenden Waldwinkel, einem wunderschönen Plätzchen, das mir von früher her schon als besonders von ihnen bevorzugter Platz bekannt war. Hier hoben sich über eine recht lückenhafte etwa 30 jährige Kiefernund Fichtenschonung die malerischen Gestalten einiger mächtiger Ueberhälterkiefern. Ein dichter und tiefer Teppich saurer Gräser und Moore deckte den sonst sehr nassen Boden; dies Jahr freilich war er trocken und sehr dürr. Hier war es sehr einsam. Schwarzund Rotwild pflegten rings in den Dickungen zu ruhen und sich in den jetzt versiegten Wasserlöchern zu suhlen; regelmäßig schnürte der Fuchs vorbei. Ein Hauch wie von Ursprünglichkeit lag wie ein Zauber über dem Fleckchen Erde. Hatten ihn die Adler auch gespürt? Ihre Anwesenheit vollendete in den Augen des Vogelkundigen den Eindruck eines Stückchens Urnatur, in der die Kulturarbeit des Menschen gegen die Ungunst von Boden und Klima unterlegen war. Die Kiefer mit der flachsten und zugleich vollsten Krone war eine rechte Adlerkiefer, adelig und knorrig im Wuchs, wenn sie auch nicht die höchste war. Den Horst dort oben in etwa 16 m Höhe hatte ich schon vor Jahren als ehemaligen Schlangenadlerhorst angesprochen; denn so offen brütete kein Raubvogel unserer Gegend. Jetzt gab es hier reichlich Mauserfedern und Speiballen. Am 29. April saß ich wieder an und wartete auf die kreisenden, Vögel. Die letzte Woche hatte die Natur kräftig gefördert. Die Ahlkirsche war längst verblüht, es duftete nach Maiglöckchen, draußen in den Dörfern breitete sich die bunte Pracht blühender Aepfelbäume, Roßkastanien und Fliederbüsche. Schwüle wie im Juli lag in der Luft, mächtige Gewitterbäume standen in der Ferne, es donnerte. Doch von den Adlern kam keiner. Ein weißes Weihenmännchen zieht vorüber. Was will es hier überm Walde? Der Turmfalk eilt vorbei; ferne kreisen Bussard und Waldstorch. Nach Stunden, als die Erwarteten noch immer ausbleiben, gehe ich nach ihnen suchen. Im Horst duckt sich, nur schwer erkennbar, etwas Rundes: der dicke Kopf des Schlangenadlers. Von unten her sieht man seinen langen Stoß den Horstrand überragen. Er brütet vielleicht schon. Darum also die Stille; die Zeit der Flugspiele ist vorbei. IIch warte am Horstbaum. Spät am Nachmittag kommt endlich Leben in den unbeweglich in den Horst gedrückten Vogel. Der aufgekommene Wind bläst ihm von hinten ins Gefieder; da setzt er sich umständlich ihm entgegen. Nur einmal höre ich dann irgendwo fern den Ruf des IVIännchens. So begann die Brut dieses Jahr, 14 Tage früher als 1933. Die Plattform des wiederum auffallend kleinen Horstes konnte man von ferne wohl unter Beobachtung halten, aber ein Einblick war auch diesmal von nirgends her möglich, auch von keinem der in der Nähe stehenden Bäume. Meisterhaft hatten es die Schlangenadler bei der Wahl des Horstplatzes verstanden, die um die Krone stehenden Aeste als Deckung auszunutzen. Vom Horste selbst öffnete sich eine weite, freie Sicht über die Wälder. In reichlich 6 Meter Höhe baute ich mir gegenüber vom Brutbaum in einer jüngeren Kiefer einen Beobachtungsstand. Es war gut sein dort oben. Die „Brüder im stillen Busch”, Fitis und Braunelle, Müllerchen, Schwarzplättchen und Haubenmeise, betrachteten mich. wohl als einen der ihren und bauten und fütterten unbekümmert; ahnungslos zog das Wild vorbei, und mir gegenüber enthüllten die seltenen Adler ein Stück ihres geheimnisvollen Lebens. Mücken und andere Blutsauger mieden die luftige Höhe. Ameisen, ständig auf der Suche nach Rindenläusen, und die großen Männchen der Bremsen, die mit ihren langen Vorderbeinen eigentümlich rudernd die Aeste aufund niederkrochen, sorgten für Kurzweil, wenn einmal am Horste sich lange nichts ereignen wollte oder das Auge durch das lange Spähen in das grelle Licht da oben vorzeitig ermüdete; denn leider stand die Sonne gerade am Mittag über dem Horstbaum. Es war wichtig, daß ich von meinem Ansitz Ausblick auf zwei andere Bäume hatte, die die Adler häufig anflogen. Da war der Schlafbaum des Männchens, etwa 70 m vom Horst entfernt. Dort konnte man es am frühen Morgen — bei Morgennebel sogar bis in den späten Vormittag hinein — auf den mittleren Aesten angesichts des gegenüber brütenden Weibchens aufgebaumt treffen. Da der Baum am Wege zum Ansitz stand, verwehrte mir der dort sitzende Vogel zuweilen den Anmarsch, und ich mußte mich in Geduld fassen, bis er sich endlich zum Abstreichen bequemte. Denn es galt, jede Beunruhigung peinlich zu vermeiden. Auch in der Mittagshitze suchte das Männchen gelegentlich diesen Baum auf. Von dem vielen Geschmeiß, das in diesem Sommer kein Regen fortwusch, stieg ein scharf beißender Geruch auf. Hier fand ich viele, oft noch warme Speiballen. Später wechselte das Männchen den Schlafbaum und nächtigte unbekannten Ortes. Etwa ebensoweit jenseits des Horstes stand eine gewaltige, weithin ragende Kiefer mit sehr großer, ebenmäßiger Krone. Ich nenne sie den Wartbaum. Auf ihrer höchsten Spitze, nicht irgendwo im Gezweig, konnte man beide Altvögel viel sitzen sehen. Mochte nun das Männchen vor dem Anflug des Horstes erst sichernd dort einige Minuten verweilen oder die Wacht halten, oder mochte dem Weibchen die Zeit beim Jungen zu lang werden, vielleicht auch, weil von dort ein noch freierer Umblick war, immer und immer wieder lockte das Plätzchen den einen oder beide Altvögel zum oft stundenlangen Verweilen. Er wurde noch bis tief in den September hinein gern aufgesucht. Vermutlich schlief auch später das 30Weibchen auf den unteren Aesten. Hier pflegte es die Zweige zur Auslegung des Horstes zu brechen. Es hüpfte aus der Krone tiefer hinab, verschwand einige Augenblicke und kehrte mit einem Zweig zurück, den es alsbald zu Horste trug. Es scheint mir aber, als ob im Vorjahre das Zutragen von Zweigen fleißiger geübt wurde. Im Benehmen der Vögel fand ich gegen 1933 kaum einen Unterschied; es sei denn, daß sie — wohl wegen des ungleich freieren Neststandes — beide, besonders aber das Männchen, vorsichtiger waren und auf eine etwa vorkommende Störung leicht mit Mißtrauen antworteten. Die Mauser setzte ebenso stark wie im Vorjahre ein. Da ich den Schlafbaum des Männchens und den Brutbaum, auf dem das Weibchen den größten Teil des Tages verbrachte (wenigstens während des Mai unct Juni), gut auseinanderhalten konnte, war kein Zweifel, daß der Federwechsel gleichermaßen beide Altvögel betraf. Wieder lagen die Höhepunkte der Mauser Anfang Mai und Mitte Juli. Der Wind verstreute Kleingefieder und Daunen weit umher, so daß der Horst nur selten federbekränzt war. Im Juni schien, anders als 1933, die Mauser von Schwungund Schwanzfedern ganz zu stocken. Möglich, daß das warme Wetter und die reichliche Nahrung diesmal einen rascheren Nachwuchs der Federn bewirkte; jedenfalls erschien das Weibchen nicht gar so struppig und lückenhaft im Gefieder. In Färbung und Zeichnung fand ich übrigens keinen Unterschied gegen damals. Der Mai ging vorüber. Regelmäßig täglich einmal fand die Ablösung durch das Männchen statt, meist gegen Mittag. Anfang Juni mußte das Junge ausgefallen sein, doch erst Mitte Juni wurde es lebhafter am Horst. Am 17. Juni fand ich Reste der Eischale zugleich mit den Resten einer stark angefressenen Natter. Wieder lag beim Weibchen der Hauptteil der Pflege des Jungen, während das Männchen für Atzung sorgte und Störenfriede fern hielt. Die Aufzeichnungen eines beliebig ausgewählten Beobachtungstages mögen am besten den Verkehr am Horst dartun. 1. Juli 1934. Teils wolkig, teils heiter; kräftiger, warmer Nordost. Vor 5,00 Uhr bin ich am Horst. Es gibt wieder eine ganze Anzahl Mauserfedern, doch finde ich keine Schwingen und Daunen. 9 sitzt höher als sonst auf dem Nest, schaut mich groß an, wie ich unten suche und nach ihm hinaufblicke. Ich gehe dann gleich auf den Ansitz. Endlich 6,30 Uhr erhebt sich die Alte ziemlich rasch und fliegt ab. Schon meldet sich 3 von der Warte her. 6,35 Uhr: es trägt eine Schlange zum Horst, verweilt kurz sichernd und geht davon. Indes ruft 9 mehrfach von der Warte. Kurz vor 7,00 Uhr umfliegt es den Horst einmal, fußt auf dem Schlafbaum; dann kehrt es gleich wieder zum Jungen zurück. Es sitzt still. 3 bleibt noch in der Nähe, ruft; 9 antwortet. 7,10 Uhr: 3 kreist und entfernt sich allmählich. 8,15 Uhr: 9 wird unruhig und fliegt ab; offenbar ist 3 nahe. 8,30 Uhr: beide Alten kreisen überm Horst; gleich geht 9 auf der Warte nieder. 8,45 Uhr: d’ gesellt sich zu ihm. Undeutliche Bewegung beider Vögel (Kopulationsakt jetzt wohl unwahrscheinlich). kehrt unmittelbar zum Horst zurück. Nach wenigen Minuten fußt 3 ebendort, bringt eine dick aussehende Beute, wohl eine geknäuelte Schlange, legt sie nieder, fliegt ab. 9 füttert; dann verläßt es das Junge, um die Warte 31Bild 3. Schlangenadler. Weibchen mit einer noch lebenden, zum Knoten geschlungenen Ringelnatter über dem Horst. 29. 7. 34. phot. Z e b e. Original. Bild 4. Schlangenadler. Speiballen aus Schlangenschuppen phot. Z e b e. 2/3 nat. Größe. Original.zu besuchen. 9,20 Uhr: kehrt es zum Horst zurück. Inzwischen rief 3 und umflog den Horst. Wieder Fütterung. Das noch schneeweiße Junge erhebt sich dabei höher, so daß ich es deutlich sehen kann. Es giert nur selten; sein w iä ähnelt dem Ruf der Mutter. 10,20 Uhr: 3 bringt eine Schlange, bleibt nur Augenblicke am Horst; ist dann noch in der Nähe. 10,35 Uhr: Es umkreist niedrig den Horstbaum, während 9 füttert. Lange geschieht nichts Besonderes. sitzt aufrecht im Horst, schaut um sich, putzt sich. Der Wind schüttelt es kräftig. Auffällig ist wieder das ewige Zurechtrücken der Flügel, als ob ihm beim Sitzen die Flügel immer wieder herabrutschten. 13,20 Uhr: unvermutet fliegt es ab. Fast gleichzeitig zieht 3 mit einer Schlange im Schnabel eine Schleife überm Horst. Erst 14,00 Uhr legt es sie dort nieder. 14,15 Uhr: 9 kehrt zurück. Fütterung. 14,50 Uhr: 3 erscheint wieder, 9 hüpft auf die Zweige überm Horst. Nach einigen Runden fliegt 3 den Horstbaum an. 9, das inzwischen abgeflogen war, kehrt schon wieder zurück. 15,00 Uhr: 3 bringt eine sehr große Natter. Wieder geht es gleich ab und kreist. Man fühlt es, wie jedesmal bei Anund Abflug der kräftige, warme Wind die Adler zu Flugspielen reizt. 16,25 Uhr: wie ich mich gerade zum Abstieg rüste, ruft Schon fliegt 9 ab. Während es kreist, trägt 3 wiederum eine Schlange zu Horste. 9 ruft, merkwürdige schwarzspechtartige wi-wi während 3 sein übliches, wohllautendes ijöa antwortet. Das zurückgekehrte 9 füttert, 3 geht davon. 17,00 Uhr: Beobachtung abgebrochen, da für heut wohl nichts mehr zu erwarten ist. Die Ringelnatter war wieder die Hauptnahrung. Einmal glaubte ich den kurz abgesetzten Schwanz einer Kreuzotter zu erkennen. Wiederholt bewegten sich die Schlangen noch stark bei der ungewohnten Reise durch die Luft und knäuelten sich. (Bild 3.) Unter den vielen gesammelten Speiballen waren wahre Prachtstücke, die jetzt, völlig trocken, noch 15 g wiegen. (Bild 4.) Ihre Untersuchung ergab kaum Neues. Als Beigabe zu den Reptilienschuppen enthielten sie wieder eine Anzahl Insektenreste, bis auf eine Wasserwanze (Naucoris) nur Käfer; außer den schon früher genannten waren Coccinelliden, Elateriden und kleinere Dytisciden ver treten, einmal 2 Cicindela hybrida. Ich lasse dahingestellt, ob die Insekten Beutetieren entstammten, oder etwa spielend aufgenommen wurden, wenn die Vögel untätig irgendwo herumsaßen, oder zufällig beim Kröpfen mitverschluckt wurden. An Knochen fand ich wieder nur Schlangenwirbel. Uebrigens lagen die Speiballen niemals unterm Horstbaum. Die Stimmäußerungen der Alten entsprachen wie schon erwähnt denen des Vorjahres. Das wundervolle melodische iijöa des Männchens konnte manchmal fast xylophonartig klingen oder fast glockenartig voll jö-jö wie am 14. Juli, wo es bei der Störung durch einen Bussard in große Erregung geriet. Bei solchen Gelegenheiten wurde der Vorschlag mehr oder weniger gekürzt, und es ging in unermüdlichen Folgen ijök-jök oder man hörte ärgerlich klingende, reiherartige chrö-ih-Rufe. Auch das Jaulen, das ich sonst nur vom Weibchen gehört hatte, vernahm ich einmal vom Männchen, kurz bevor es in der Frühe den Schlafbaum verließ und am Horst vorbei, auf dem das Weibchen saß, davonflog. Neu waren . . . 32mir beim Weibchen lebhafte kü-i-kü-i-Ruffolgen, als ein Wespenbussard nach ihm auf dem Horste herabstieß. Zu Neckereien anderer Vögel kam es übrigens dies Jahr nicht selten. Oft wurde das zurückkehrende Männchen von einem Bussard oder Wespenbussard verfolgt. Besonders die Wespenbussarde beunruhigten gern die Schlangenadler und stießen häufig nach dem Horst. Das Weibchen unternahm nichts zu ihrer Abwehr; war es auf dem Nest, beschränkte es sich auf Rufen, saß es auf der Warte, dann kehrte es zum Jungen zurück. Das Männchen hingegen ging zum Angriff über oder zog wenigstens, wenn sie zu zweien kamen, zugleich mit ihnen lautlos seine Kreise um den Horst. Ein anderes Mal wieder entstand ein großer Lärm. wenn es das helle, durchdringende Pf i-i der Wespenbussarde mit den oben wiedergegebenen Ruffolgen beantwortete. Während einmal beide Altvögel auf der Warte saßen, wagte sich ein Waldstorch zu nahe heran; da fegte das Männchen herab und trieb ihn davon. Als das Junge im August fast erwachsen war, wurde es von einem in kühnen Attacken niederstoßenden Baumfalken belästigt. Abwehrend erhob es sich, duckte sich aber bei jedem Stoße; fast ängstlich klangen seine jöa-jöa-Rufe gegen das herausfordernde ki-e-ki-e . . . des übermütigen Kerlchens. Ende Juli durchhallte das ewige Geschrei einer nahebei ausgekommenen Sperberbrut tagelang den stillen Wald. Es mag sehr knapp mit Atzung für sie gewesen sein. Ein Jungsperber erhoffte sich, als das Schlangenadlerjunge gefüttert wurde, wohl etwas; er rüttelte über dem Horst und saß dann, freilich unbeachtet, eine Weile daneben. Dem um etwa 14 Tage gegen das Vorjahr früheren Brutbeginn entsprachen die früher liegenden Daten des Wachstums des Jungen. Eigentümlich war die merkwürdige Brillenzeichnung um seine Augen in der ersten Julihälfte, als die Flügel dunkel zu werden begannen. Als es ausgefärbt war, schon Anfang August, zeigte es wieder die schroff gegen die grob gefleckte helle Bauchseite dunkel abgesetzte Kehlpartie. Schon Mitte August erwartete ich jedesmal, wenn ich kam, das Junge nicht mehr anzutreffen. Doch es blieb, bis die Alten immer seltener sich blicken ließen, und um den 25. August erst flog es davon. Die letzte Beobachtung, die mir bekannt wurde, war am 23. September. Während ich an diesem Tage unterm Wartbaum noch frische Mauserfedern und Speiballen fand, wurde ein Schlangenadler etwa 1 Meile vom Horstplatz entfernt auf einem frisch umgebrochenen Ackerstück zusammen mit 2 Schreiadlern (Aqu. pomarina Br.) gesehen.

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